Wer Hochleistungskühe züchtet oder kauft und hält, ist auf die Erzeugung hochwertigen Grundfutters angewiesen, um über hohe Lebensleistungen seiner Tiere erfolgreich zu sein. Dem Futterbau stellt sich dabei die Aufgabe, vier gegensätzliche Qualitäts-merkmale des Futters über Düngung und Nutzung in Einklang zu bringen. Güllebetrieben macht dies oft große Schwierigkeiten. ln welchem Umfang Gül-lefermentierung dabei helfen kann.
Die Schmackhaftigkeit des Grundfutters entscheidet über die Grundfutterleistung und somit über die Le-bensleistung von Hochleistungskühen. Güllefermentierung z.B. mit GLENOR KR+ verbes-sert die Schmackhaftigkeit des Grundfutters über-durchschnittlich und bildet für Güllebetriebe somit den Schlüssel zum Erfolg.
Vor jedem Erfolg in der Fütterung stehen Düngung und Nutzung im Futterbau
Hohe Grundfutterleistungen (Milch erzeugt aus wirtschaftseigenem Grundfutter einschliesslich Grasmehl, Grascobs, Maiswürfel etc.) als Voraus-setzung für hohe Lebensleistungen muss man sich bekanntlich erst „erdüngen“, um sie danach auch „erfüttern“zu können. Doch nach welchem Qualitätsmerkmal soll man sich dabei vorzugsweise richten? Das Ideal wäre ein Grundfutter, das bei hohem Energiegehalt nur einen geringen Rohproteinüberschuss und minimale NPN-Werte (non protein nitrogen = nicht zu Eiweiss aufgebaute Stickstoffverbindungen) auf-weist, aber gleichzeitig bei genügend strukturierter Rohfaser von guter Schmackhaftigkeit ist. Um dies zu erreichen, müssten über Düngung und Nutzung im Futterbau vier sich gänzlich konträr entwickelnde Eigenschaften des heranwachsenden Futters in Ein-klang gebracht werden.
Die Aufgabe für den Futterbau gleicht der Quadratur des Kreises
Heute richtet man das Hauptaugenmerk auf den Energiegehalt des Futters, ausgedrückt in NEL/MJ/ kg TS (Netto-Energie-Laktation Megajoule/kg Trockensubstanz). Demgegenüber treten alle anderen
Eigenschaften im Zuge einer rein leistungsbezogenen Betrachtungsweise zurück. Daraus ergab sich die sogenannte „Bierflaschenmethode“ mit dem Grundsatz: „Alles was höher wächst als eine
Bierflasche muss weg.“ Junges Futter vor dem Ährenrispenschieben geerntet bringt die meiste Energie (NEL/MJ/kg TS) bei hoher Verdaulichkeit und guter Schmackhaftigkeit. Dem steht als
gesundheitlicher Nachteil aber dessen grosser Rohproteinüberschuss mit hohen NPN-Werten bei gleichzeitigem Mangel an strukturierter Rohfaser gegenüber. Deshalb meint die „Weinflaschenmethode“:
„Das Futter muss auch eine gewisse Reife haben“ und empfiehlt zu warten, bis es etwa die Höhe einer Weinflasche erreicht hat. Älteres Futter, z.B. im Ährenrispen schieben bringt zwar nicht mehr
das Maximum an Energie (NEL/MJ/kg TS ) bei geringerer Verdaulichkeit und nachlassender Scmackhaftigkeit. Dafür aber enthält es genügend strukturierte Rohfaser und der Rohproteinüberschuss tritt
deutlich zurück bei minimalen NPN-Werten.
Auf die Schmackhaftigkeit kommt es an!
Meist ist genug Rauhfutter vorhanden, doch fressen die Tiere davon zu wenig – vor allem in Güllebetrieben. Hohe Energiegehalte des Futters allein genügen nicht, um die Energieversorgung der Tiere
zu optimieren. Es muss auch sehr viel davon gefressen werden.
Somit wird die Schmackhaftigkeit des Futters zum bestimmenden Faktor
für eine anhaltend hohe Grundfutterleistung.
Ein kleines Rechenbeispiel mag dies erläutern:
Gehen wir von einer Futterfläche im Ährenrispenschieben (Höhe Weinflasche) aus. Unterstellen wir, es würden davon 12 kg TS/Kuh/Tag gefressen mit einem Energiegehalt von 6,31 NEL/MJ/kg TS und
einem Milcherzeugungswert von 1,99. Würde diese Futterfläche – wie üblich empfohlen – früher, also noch vor dem Ährenrispenschieben (Höhe Bierflasche) genutzt, läge der Energiegehalt um ca. 0,5
NEL höher bei 6,81 und der Milcherzeugungswert bei 2,14. Eine Steigerung um 0,5 NEL je kg TS ermöglicht es, in diesem Fall ca. 1,8 kg oder 7,5 % mehr Milch aus Grundfutter zu erzeugen. Würden
dagegen mittels durchgreifender Verbesserung der Schmackhaftigkeit vom älteren Futter (ca. Höhe Weinflasche) statt 12 kg nun 16 kg TS/Kuh/Tag gefressen, so könnte selbst mit dem reiferen und
somit gesünderen Futter mit nur 6,31 NEL/MJ/kg TS 8 kg Milch/Kuh/Tag oder 33 % mehr aus Grundfutter erzeugt werden.
Wichtig ist hier die Erkenntnis, dass eine Steigerung der Grundfutteraufnahme durch verbesserte Schmackhaftigkeit
den Milcherzeugungswert der gefressenen Ration in einer anderen Grössenordnung verbessern kann, als dies eine mit allen Raffinessen und Nachteilen erzwungene Erhöhung des Energiegehaltes durch
Frühschnitt vermag.
Gesundheit geht vor Leistung
Nur gesunde Tiere sind auf Dauer leistungsfähig. Die im Berechnungsbeispiel angeführte Vorverlegung des Nutzungszeitpunktes erhöht zwar die Verdaulichkeit des Futters und somit die NEL-Werte und
den Milcherzeugungswert, doch steigen mit dem Rohproteinüberschuss auch die NPN-Werte. Während sich ein Rohproteinüberschuss durch energiereiche Futtermittel rein rechnerisch ausgleichen lässt,
können die toxisch wirkenden Eiweissvorstufen (NPN) dadurch nicht aus der Ration eliminiert werden. Milchkühe reagieren auf hohe NPN-Werte sehr empfindlich. Hohe Stickstoffdüngung im intensiven
Raygrasbau erhöht diese Belastung zusätzlich. Eine ganze Reihe von Gesundheitsstörungen, die man in vielen Herden oft nur schwer in den Griff bekommt, sind in diesem Zusammenhang zu sehen, wie
z.B. Sterilität, Nachgeburtsverhaltungen, Stillbrünstigkeit, hoher Besamungsindex, lange Zwischenkalbezeiten und Mastitiden (Euterentzündungen), aber auch Stoffwechselstörungen jeder Art,
Milchfieber, Klauenerkrankungen, Ballenhornfäule, Bluterguss, Erkrankungen des Zwischenklauenraumes u.v.m. (nach Kaufmann, 83).
ln Gefässversuchen steigerte Güllefermentierung
z.B. bei Hafer das Wurzelwachstum um 25 %. Im Fütterungstest zeigte sich, dass die Schmackhaftigkeit des Futters auch vom Umfang und von der Intensität des Wurzelwachstums abhängt.
Güllefermentierung verbessert die Schmackhaftigkeit
Kühe fressen nie gern Güllegras. Die Grundfutteraufnahme wird durch Gülle immer beeinträchtigt, gleichgültig, ob sie zum Grünfutter direkt oder alternierend mit Mineraldünger zu Heu- und
Siloflächen gedüngt wird.
Die Praxis fordert deshalb seit langem Mittel zur Güllebehandlung, um die Schmackhaftigkeit des Futters zu verbessern. Durchschlagende Erfolge in dieser Richtung brachte langfristig eine
Fermentierung der Gülle mit neuen biologischen Präparaten. Nach Düngung fermentierter Gülle zum Aufwuchs direkt lässt sich die Schmackhaftigkeit des Futters überraschend derart verbessern, dass
nun vom älteren, reiferen und gesünderen Futter viel mehr gefressen wird als man es vom jüngeren, gesundheitlich belastenden, konventionell gedüngten üblicherweise erwarten kann (das o.a.
Berechnungsbeispiel geht auf entsprechende Ermittlungen in der Praxis zurück). Eine konsequente Fermentierung der Gülle kehrt die problematischen Verhältnisse im Futterbau in der Praxis
buchstäblich in ihr Gegenteil um. Um hohe Energieaufnahmen zu erzielen, ist man nicht mehr zum gesundheitlich belastenden Frühschnitt gezwungen.
Dank überlegener Schmackhaftigkeit lassen sich jetzt die gesundheitlichen Vorteile eines reiferen Futters bei weit höherer Energieaufnahme – als Voraussetzung für hohe Grundfutter- und
Lebensleistungen – voll nutzen.
Der Schlüssel zur Lösung des Qualitätsproblems im Futterbau liegt also in der
Gülle
Versuche und Ermittlungen aus der Praxis können dies deutlich machen. Auf einem Pilotbetrieb zur Überprüfung der Güllefermentierung in der Praxis liess das Referat Futterbau des Bayer.
Landwirtschaftsministeriums München im Sommer 1982 nach Düngung mit 25 m3/ha fermentierter Gülle die Grundfutteraufnahme von 44 Allgäuer Braunviehkühen wiederholt exakt feststellen. Älteres
Futter, z.B. im Ährenrispenschieben, bringt zwar nicht mehr das Maximum an Energie (NEL/MJ/kg TS) bei geringerer Verdaulichkeit und nachlassender Schmackhaftigkeit.
Die Sachverständigen ermittelten eine Futteraufnahme von 16 kg TS/Kuh/24h aus begülltem Gras;
Energie ausreichend für 23 kg Milch, Eiweiss ausreichend für 27 kg Milch/Tag. Das enge Energie/Rohproteinverhältnis weist auf einen hohen Reifegrad und die – für das relativ kleine Allgäuer
Braunvieh sehr hohe TS-Aufnahme auf eine weit überdurchschnittliche Schmackhaftigkeit des begüllten Futters hin. Daraufhin führte die Bayer. Landesanstalt für Tierzucht, Grub b. München, 1985-87
einen 3-jährigen exakten Fütterungstest mit drei Schnitten/Jahr mit Milchkühen durch.
Gedüngt wurde auf Dauergrünland 3x25 m3/ha/ Jahr Rohgülle bzw. fermentierte Gülle. Güllefermentierung steigerte dabei den Milcherzeugungswert der gefressenen Ration bei Eiweiss um 14 %, bei
Energie um 22,7 %. Auch hier fällt neben der gesteigerten Futteraufnahme der gesundheitlich günstige, höhere Anstieg der Energie gegenüber dem Rohprotein nach Güllefermentierung im 3-jährigen
Durchschnitt auf.
Fassen wir zusammen: